Die Familie der Mandolinen

Kurzer Überblick

Genau wie bei den Violinen gibt es auch bei den Mandolinen eine ganze Familie von Instrumenten in verschiedenen Stimmlagen. Die mit weitem Abstand meisten Mandolinen sind solche in Sopranlage (s. z.B. Neapolitanische Mandoline oder Bluegrass-Mandoline). In Zupforchestern sind auch Instrumente in Tenorlage weit verbreitet (s. Mandola). Daneben gibt es weitere Mandolinen in verschiedenen Tonlagen, die auf dieser Seite kurz vorgestellt werden.

Mandoloncello, Hersteller: Belcanto, o.J. (Foto: Sebastian Weber)Klingt eine Quinte höher als herkömmliche Sopranmandolinen. Stimmung: d'd' - a'a' - e''e'' - h''h''. Wird transponierend notiert, klingt eine Quinte höher als notiert – damit kann sie von Mandolinistinnen und Mandolinisten ohne Umlernen gespielt werden. Das Instrument ist sehr selten.
Die Alt-Mandoline entspricht der Bratsche der Violinfamilie. Stimmung: cc - gg - d'd' - a'a'. Wird normalerweise klingend notiert, manchmal aber auch transponierend (klingt dann eine Quinte tiefer als notiert). Obwohl sie insbesondere dort, wo in Mandolinenquartetten und Zupforchestern Bearbeitungen der Streicherliteratur gespielt werden, eigentlich das logischerweise zu verwendende Instrument wäre, konnte sie sich nie gegen die Mandola durchsetzen. Etwas häufiger sind Alt-Mandolinen im englischsprachigen Raum anzutreffen, wo sie – eigentlich unkorrekterweise – "Tenor Mandola" oder auch nur "Mandola" genannt werden (während die eigentliche Mandola als "Octave Mandola" bezeichnet wird).
Das Mandoloncello entspricht dem Violoncello der Violinfamilie, ist also das Instrument in Basslage. Stimmung: CC - GG - dd - aa. Wird meist im Bassschlüsel notiert, insbesondere in deutschen Notenausgabe aber auch im nach unten oktavierenden Violinschlüssel.
In den ersten Mandolinenquartetten wurde es als Bassinstrument verwendet, jedoch schnell durch die üblichere Gitarre ersetzt. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gehörte es zum Standardinstrumentarium der Zupforchester, obwohl sein Tonumfang mehr oder weniger dem der Gitarre entspricht. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verschwand es jedoch nach und nach aus den deutschen Zupforchestern. In Italien oder Frankreich ist das Instrument nach wie vor gebräuchlich.
Das Liuto ist ein von Raffaele Calace eingeführtes fünfchöriges Instrument, das den Tonumfang der Mandola mit dem des Mandoloncellos vereinigte. Stimmung: CC - GG - dd - aa - e'e'.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde teilweise das Liuto statt des Mandoloncellos in Zupforchestern verwendet.
Der Tremolobass entspricht dem Kontrabass der Violinfamilie, ist also das Instrument in Kontrabasslage. Stimmung: EE - AA - DD - GG (also abweichend von den anderen Instrumenten der Mandolinenfamilie in Quarten statt in Quinten). Wird im nach unten oktavierenden Bassschlüsel notiert. In Deutschland wird das Instrument auch Bassberde genannt, in der Familie der Bluegrass-Mandolinen heißt es Mando-Bass.
Außerhalb von italienischen Zupforchestern fand der Tremolobass wenig Verbreitung.

Alle diese Instrumente können prinizipiell in allen Bauformen der Mandolinen vorkommen – also als Instrumente nach Neapolitanischer Bauart, nach Bluegrass-Bauart, nach Deutscher Bauart oder nach Portugiesischer Bauart.